“Manchmal braucht es hellseherische Fähigkeiten“

Das Forum Mineralische Rohstoffe berichtet über unser Unternehmen:

 

>>Ohne Weitblick und Anpassungsfähigkeit kann ein Betrieb nicht über mehrere Generationen bestehen. Das Familienunternehmen Zöchling aus Hainfeld setzt neben erneuerbaren Energien und effizienter Rekultivierung vor allem auf moderne Technik. Eine werteorientierte Unternehmenskultur sorgt zudem für einen starken Zusammenhalt zwischen Geschäftsführung, Mitarbeitern und Kunden.

Stellen Sie Ihren Betrieb kurz vor: Wer legte den Grundstein des Unternehmens und was war Ihre persönlich größte Innovation im Laufe Ihrer Karriere?

Johann Zöchling: Mit der Gründung des Transportunternehmens Zöchling legte mein Vater Johann Zöchling sen. 1954 den Grundstein unseres Unternehmens. Bis heute haben wir uns stetig weiterentwickelt. Eine der größten Innovationen ist sicherlich unsere Anlage zur Metallrückgewinnung aus Müllverbrennungsschlacke – die 1. Anlage in Österreich.

 

Und wie verlief Ihr Weg in die Firma? Welche Rollen und Aufgaben haben Sie?

Johannes Zöchling: Mir war es immer wichtig schnell zum Arbeiten zu kommen. Schon als Kind und Jugendlicher hat es mir Spaß gemacht im Betrieb herumzulaufen. Nach Absolvierung des Gymnasiums erhielt ich durch die verschiedensten Fachausbildungen das dafür richtige „Werkzeug“. Daher war ich auch sehr früh in Entscheidungen eingebunden, bekam eigene Aufgabenbereiche und lernte durch das stetige Wachstum auch sehr früh zu delegieren. Durch diese Erfahrung habe ich gelernt, für die rasch wachsenden Unternehmensbereiche geeignete Mitarbeiter aufzubauen. Meine Rolle im Unternehmen ist die Leitung aller unserer Unternehmen in der Funktion des Geschäftsführers.

 

Was hat sich bei der Gewinnung von mineralischen Rohstoffen ins Positive verändert?

Johannes Zöchling: Zum Positiven hat sich die komfortable Maschinensituation verändert – weniger Staub, weniger Lärm, bessere Arbeitsbedingungen und vor allem besserer Arbeitnehmerschutz. Zusätzlich kann in kürzerer Zeit mehr produziert werden. Als Verschlechterung sehe ich die zu langen und teilweise unnötig komplizierten Verfahren.

 

Welchen Stellenwert haben Klimaneutralität und Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen?

Johann Zöchling: Klimaneutralität hat einen sehr hohen Stellenwert. Aktuell arbeiten wir daran, dass unsere gesamte Firmengruppe energieautark wird. Dafür installieren wir bis Jahresende in etwa 4,5 Megawatt Photovoltaik an unseren Standorten. Bereits 2004 haben wir im Steinbruch Ramsau eine Förderbandanlage mit ca. 65 KW Stromerzeugung (auf Basis Rekuperation) in Betrieb genommen. Bereits damals erhielten wir dafür eine Auszeichnung für Vermeidung von CO2.

Johannes Zöchling: Erneuerbare Energien wie Photovoltaik, Wasserkraft, neue Treibstoffe sowie Hybridlösungen und Energierückgewinnungssysteme wurden in unseren Werken bereits umgesetzt. Sprengstoffmengen werden minimiert, ebenso wie auch der Verbrauch von Treibstoff und Energie. Zusätzlich treiben wir an unseren Standorten schnellere und effizientere Rekultivierung, Ressourcenschonung sowie die Nutzung aller anfallenden Nebenprodukte voran. Durch unsere neue Aufbereitungsanlage in der Bernau sorgen wir für Kreislaufführung von wertvollen Sekundärrohstoffen wie etwa Aluminium und Kupfer.

 

Blick in die Vergangenheit und in die Zukunft: Was waren früher die großen Herausforderungen der Branche und welche sind es heute?

Johann Zöchling: Früher lagen die Schwierigkeiten eher in der technischen Ausstattung. Heute ist es die große Herausforderung für modernste Geräte und Maschinen fachkundiges Personal zu finden.

Johannes Zöchling: Planung ist heute aufgrund langer Verfahrensdauer sehr schwierig. Unser Weitblick muss langfristig gestaltet sein – teilweise erfordert es aber schon „hellseherische Fähigkeiten“. Das Marketing sowie die gezielte Öffentlichkeitsarbeit sind wichtiger denn je. Schwierig ist es im Vergleich zu früher auch qualifizierte Mitarbeiter zu erreichen.

 

Haben es Unternehmer in der Rohstoffbranche heute leichter oder schwerer als eine Generation zuvor?

Johann Zöchling: Ich bin der Meinung, dass es früher sicherlich einfacher war. Der Mitbewerb war überschaubarer, der Bedarf und die Nachfrage aber sehr hoch.

Johannes Zöchling: Heute ist es aufgrund rückläufiger Märkte und laufender Kosten schwieriger geworden. Für das Recruiting von Mitarbeiter braucht es großen Mehraufwand. Auch muss in Summe viel mehr Aufwand in die Ausbildung der Mitarbeitern zur Abwicklung von Behördenauflagen investiert werden.

 

Mit einem Generationswechsel ist immer auch ein Kulturwandel im Betrieb verbunden. Wie haben Sie diesen Wandel erlebt?

Johann Zöchling: Jeder hat einen anderen Führungsstil und man hat auch nicht immer dieselbe Meinung. Wir wissen uns gegenseitig zu schätzen. Für uns beide ist es das Wichtigste dass im Betrieb die positiven Dinge einfließen.

Was tun Sie, um das Ansehen österreichischen Sand, Kies und Naturstein gewinnenden Unternehmen in der Gesellschaft zu verbessern? Was kann die Politik beitragen?

Johann Zöchling: Wir verwenden Hybridmaschinen, ausschließlich Maschinen und Geräte mit Partikelfilter und Tier 3B bzw. Euro 5. Wir veranstalten Öffentlichkeitstage an unseren Standorten, um der Bevölkerung unsere modernen Abbaumethoden und Gerätschaften zu präsentieren sowie die laufenden Rekultivierungen darzustellen. Von der Politik würde ich mir erwarten, dass aufgezeigt wird, dass eine gesicherte Rohstoffversorgung auch in entsprechender Nähe für alle wichtig ist, um auch preisgünstigen Wohnraum und Infrastruktur zu schaffen.

Johannes Zöchling: Politik müsste mit klarem Bekenntnis zum Rohstoff und somit zu den Betrieben und hinter den damit verbundenen, höchst notwendigen Projekten stehen.<<